Geburtsberichte

Alleingeburtsbericht von Jenny

Mit dem Schwangerschaftstest setze ich mich mit der Geburt unseres zweiten Wunders auseinander. Ich refelektierte meine erste Geburt, wobei sich eine Alleingeburt herauskristallisierte. Bei meiner ersten Geburt habe ich mich im ganzen Geburtsprozess am wohlsten gefühlt als ich ganz alleine im Wohnzimmer meine Wehen veratmen konnte. Im späteren Verlauf kam es mit dem Eintreffen der Hebamme zu einem Geburtsstillstand und genau das wollte ich dieses Mal verhindern.

Ich wollte ganz in meine Kraft kommen und mich von nichts und niemanden ablenken lassen. Ich war so sicher, dass ich es schaffen würde, wenn ich in meiner Kraft bleiben kann und mich keiner rausreißt.
Ich setze mich mit meiner Strategie der Schmerzbewältigung auseinander und kam darauf, dass ich in der Vergangenheit immer am besten mit den Schmerzen umgehen konnte, wenn ich alleine war.

Ich fing an mich über Alleingeburten und einen selbstbestimmten, natürlichen und interventionsfreien Geburtsverlauf zu informieren.
Besonders geholfen und unterstützt hat mich dabei das Buch “Alleingeburt” von Sarah Schmid.
Ich setze mich mit Hypnobirthing auseinander, machte ab der Mitte der Schwangerschaft jeden Tag Entspannungs-, und Atemübungen, visualisierte meine Traumgeburt und nahm Kontakt zum Baby auf.
Die Schwangerschaft über ließ ich mich nur von Hebammen betreuen und fühlte mich im “shebammenhaus” sehr gut aufgehoben.
Ich war froh, dass meine Hebamme mich in meinem Wunsch nach einer hebammenbetreuten Schwangerschaft immer unterstützt hat und hinter mir stand.

Mein Mann war anfangs nicht begeistert gewesen von meiner Idee einer Alleingeburt. Er hatte Angst alleine da zu stehen, falls mit mir etwas sein sollte. Wir führten viele Gespräche und mit der Zeit wurde ihm klar, wie groß mein Wunsch danach war. Es arbeitete lange ihn ihm, aber dann konnte er mich verstehen, vertraute mir und konnte mir im Hintergrund den Rücken frei halten, was unglaublich viel wert war.

Die Geburt schlich sich schon Tage und Wochen vorher an. Ich merkte wie sich mein Körper auf die Geburt vorbereitete.
Drei Menschen in meinem Umfeld waren unabhängig voneinander der Meinung, dass unser Baby am 24.7. auf die Welt kommen möchte. Meine Handlungen und Gedanken kreisten immer mehr um dieses Datum. In meiner Vision kam unser Baby nachts im warmen Badezimmer zur Welt.
Am 23.7. hatte ich immer mal wieder ein Ziehen im Unterleib was abends zunahm.
Nachdem unsere Tochter im Bett war, nahm es aber wieder ab und ich legte mich schlafen. Gegen Mitternacht wurde ich von Darmkrämpfen und ein paar Wehen in großen Abständen geweckt.
Mit den Gedanken an meine Vision schlich ich mich ins Badezimmer, indem schon alles bereitstand. Ich zündete viele Kerzen an, machte Entspannungsmusik an und setze mich auf meinen Gymnastikball, auf dem ich nun ein paar Wehen verbrachte. Die Abstände der Wehen wurden aber wieder größer, sodass ich etwas eindöste und beschloss wieder ins Bett zu gehen.

Der nächste Morgen war wieder geprägt von ein paar unregelmäßigen Wehen.
Mein Mann ging in weiser Voraussicht mit unserer Tochter den Wocheneinkauf machen.
In dieser Zeit konnte ich mich gut auf meinen Körper fokussieren. Die Wehen nahmen an Intensität zu, waren aber immer noch unregelmäßig. Mit leichten Blutungen verlor ich den Schleimpropf und mir wurde immer bewusster, dass der 24.7. tatsächlich das Datum sein würde, das sich unser Baby ausgesucht hat.

Mein Mann kam vom Einkaufen wieder und machte Mittagessen. Ich gliederte mich wieder ins Alltagsgeschehen ein und ruhte für jede Wehe in mir.
Viel Hunger hatte ich nicht, aber ich aß doch ein paar Happen. Die Wehen kamen nun alle 10 Minuten und ich zog mich ins Wohnzimmer zurück. Merkte jedoch schnell, dass es mich ins vorbereitete Bad zog. Ich dunkelte den Raum ab, zündete wieder alle Kerzen an und ließ Musik laufen, während mein Mann mir die Badewanne einließ. Gegen 14:30 Uhr stieg ich in die Badewanne.
Bei jeder Wehe konzentrierte ich mich auf meine Atmung und entspannte meinen kompletten Körper. Mittlerweile kamen die Wehen im 5 Minutentakt. Ich konnte gut mit den Wehen umgehen, die Schmerzen waren erträglich und die Wehenpausen fühlten sich so lange an, dass mich teilweise Langeweile überkam.

Auf einmal verspürte ich den Drang auf Toilette zu müssen und stieg aus der Badewanne. Natürlich musste ich nicht auf Toilette, sondern der Kopf unseres Babys bahnte sich den Weg nach unten. Wir hatten nun ca 16 Uhr und die Wehen nahmen nochmal an Intensität zu, sodass ich mich auf die Matte am Boden kniete und mich auf eine Sitzbank stütze. Von da an hatte ich nicht mehr im Blick in welchen Abständen die Wehen kamen.
Aus Neugier tastete ich mich selbst ab und war erfreut tatsächlich den Kopf spüren zu können.
Allerdings hatte ich keine Ahnung wie weit ich tatsächlich schon im Geburtsgeschehen war und hatte auch keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen, weil schon gleich die nächste Wehe kam.

Als die Wehe am abklingen war, streckte mein Mann seinen Kopf durch die Tür um nach mir zu sehen. Ich war heilfroh, dass er nicht während der Wehe kam, denn ich musste mich nun sehr stark konzentrieren. In den Wehenpausen war ich aber voll klar und ansprechbar, sodass er zu mir meinte, dass er jetzt mal mit unserem Hund Gassi geht und unsere Tochter mitnimmt. Ich war einverstanden und freute mich insgeheim, dass ich dann meine absolute Ruhe haben würde. Ich habe nicht genau mitbekommen, wann er das Haus verlassen hat, aber wahrscheinlich haben in dem Moment die Presswehen begonnen. Als ich die erste Presswehe realisierte, konnte ich mein Glück kaum fassen, dass es bald soweit sein würde, dass ich unser Baby im Arm halten würde. Voller Vorfreude wartete ich auf die nächste Wehe und da kam sie auch schon.

Mit einer unglaublichen Kraft, die durch meinen Körper schoss, wurde der Kopf geboren. Ich tastete und spürte, dass die Fruchtblase noch um den Kopf lag. Ein unglaubliches Gefühl! Die nächste Wehe ließ gefühlt ewig auf sich warten und ich sehnte sie so sehr herbei… dann kam sie endlich.
Kraftvoll schob ich mit, ich merkte wie sich unser Baby kurz Zeit ließ, aber dann eine elegante Drehung vollzog und auf die Welt flutschte. Ich nahm es hoch. Entwirrte schnell die Nabelschnur von ihrem Körper. Sie war voller Käseschmieren. Nahm ein Handtuch und rubbelte über ihren Rücken, drückte es an

mich und irgendwo dazwischen sah ich auf die Uhr. 16:45 Uhr. Genau wie ihre Schwester kam sie um 45 auf die Welt. Schnell griff ich zum Handy, rief meinen Mann an und sagte nur, dass er schnell kommen soll. Der Arme wusste gar nichts und hechtete dementsprechend mit unserer Tochter in der Trage nach Hause.

Währenddessen schaute ich nach dem Geschlecht von unserem Baby und war sehr überrascht ein Mädchen vor mir zu haben, da ich die ganze Schwangerschaft über ein sehr starkes Gefühl von einem Jungen hatte. Das war auch der Grund wieso unser Mädchen erst am nächsten Tag einen Namen bekommen hat.

Als mein Mann zur Tür reinkam strahlten seine Augen voller Glück und Stolz. Es war Magie die in der Luft lag. Auch der Blick unserer Tochter sprach Bände als sie verstand was passiert ist. Sie wich mir nicht mehr von der Seite, sie strahlte und war voller Liebe und Aufregung. Zart streichelte sie

den Kopf ihrer Schwester und hielt ihre Hand.Zu dritt begutachteten wir dieses

kleine Wesen, staunten über ihre

winzigen Füße und ließen es langsam ankommen.

Nach dem ersten Beschnuppern rief mein Mann im Hebammenhaus an und unsere Belegung sollte das Julia Duo sein. Während wir auf das Eintreffen der Hebammen warteten, fing unser Mädchen schon an nach der Brust zu suchen und hatte, wie auch ihre Schwester schon, einen wahnsinnigen Zug drauf, der mich auch beim zweiten Mal überraschte.
Die ersten Nachwehen kamen und ich musste mich konzentrieren, denn die hatten es in sich.

Julia S. kam als Erste bei uns an. Sie setze sich auf den Boden, beobachtete uns, hörte zu und ich nahm eine angenehme Ruhe und Sicherheit wahr, die von ihr ausging.
Kurz darauf kam auch Julia H. hinzu. Nahm den Platz von Julia S. ein und freute sich mit uns über die Ankunft von unserem Baby.
Mit ihr gebar ich noch die Plazenta, die sich etwas Zeit ließ. Aufgrund der starken

Nachwehen war ich froh, als sie endlich da war.Mein Mann durchtrennte zusammen mit unserer Tochter die Nabelschnur und zusammen gingen wir ins Wohnzimmer, das Julia S. schon gemütlich für uns hergichtet hatte. Die Hebammen stellten keine größeren Geburtsverletzungen fest und wir konnten ins Wochenbett starten.

Noch immer bin ich ganz beseelt, wenn ich an diese grandiose Geburt zurückdenke, sie gibt mir so viel Kraft und so ein starkes Selbstvertrauen in meinen Körper, dass ich jeden Tag von ihr zehren kann.
Ich danke deshalb meinem Mann, der mich unterstützt hat, wo ich es gebraucht habe, der mir die nötige Ruhe und Rückzug ermöglicht hat. Genauso wie ich auch den Hebammen dankbar bin für ihre Unterstützung, dafür dass sie mir mein Bauchgefühl bestätigt haben, mich in meinen Entscheidungen bestärkt haben, mir eine ruhige Schwangerschaft, eine Geburt nach meinen Vorstellungen und ein entspanntes Wochenbett ermöglicht haben.