Meine geplante Alleingeburt in Paraguay

Meine geplante Alleingeburt in Paraguay

 

Wir hatten eine wun­der­schö­ne und ruhige Allein­ge­burt zu Hause, die für mich sowohl lang als auch anstren­gend war da sie sich ins­ge­samt über drei Tage hin­streck­te. Eine sehr schöne Erfah­rung war es für mich und für meinen Part­ner, da wir die Geburt zu zweit zu Hause ohne frem­den Ein­fluss meis­ter­ten, im Ver­trau­en und im Fluss mit uns selbst und unse­rem Baby was sich lang­sam auf den Weg machte. Wir waren auf unse­rer Geburts­rei­se hin­durch manch­mal auch unsi­cher und etwas besorgt gewe­sen, doch unsere beider innere Stimme hatte uns zu jeder­zeit ver­si­chert, dass alles gut war und wir nur weiter machen müss­ten, damit unser klei­ner zu Hause das Licht der Welt erbli­cken würde, und so kam es dann auch!

Alles begann am 01.04.22 ca. um 16 Uhr, als ich bemerk­te dass Frucht­was­ser aus mir heraus lief, in klei­nen Mengen, nicht schwall­ar­tig son­dern eher immer wieder ein klei­nes biss­chen was ich mit einem klei­nen Hand­tuch auf­sau­gen konnte. Zu diesem Zeit­punkt lagen wir gemein­sam im Bett denn wir hatten unmit­tel­bar davor mit­ein­an­der geschla­fen. Gegen 17 Uhr ging ich unter die Dusche, wo dann plötz­lich der Schleim­pfropf abging und mit einem leisen plopp auf den Boden der Bade­wan­ne fiel. Er war etwa mün­zen­groß und trans­pa­rent, weiß­lich, röt­lich.

Ich wusste damit end­gül­tig, dass die Geburt bald begin­nen würde, wusste aber auch, dass es bis zum Ein­set­zen der Wehen bis zu 24 Stun­den dauern könnte. Wir freu­ten uns sehr, dass die Geburts­rei­se nun begon­nen hatte und waren auch über­rascht, da die Geburt laut Rech­nung eher zwi­schen dem 10. und 15. März begin­nen sollte.

Wir ent­schie­den uns, dass wir die Geburt ent­spannt und ruhig ohne unsere zwei grö­ße­ren Kinder erle­ben woll­ten und orga­ni­sier­ten spon­tan ihre Betreu­ung bei Groß­el­tern und Mutter. Danach ver­brach­ten wir den Abend ent­spannt gemein­sam, schlie­fen die ganze Nacht durch und war­te­ten den nächs­ten Tag über bis Nach­mit­tags um ca. 16 Uhr ab, wo ich dann schließ­lich die erste Wehe ver­spür­te. Ich hatte wei­ter­hin über den gesam­ten Zeit­raum Frucht­was­ser ver­lo­ren, was aller­dings immer in klei­ne­ren Mengen gele­gent­lich aus mir her­aus­lief und ich mit Stoff­bin­den und Win­del­tü­chern auf­fing.

Anfangs waren die Wehen leicht doch wurden sie schnell etwas inten­si­ver, doch konnte ich sie atmend sehr gut aus­hal­ten. Wir schau­ten bei jeder Wehe auf die Uhr und notier­ten die Zeit um die Abstän­de zu beob­ach­ten, sie kamen jeweils immer im 20, 15 oder 10 Minu­ten­takt unre­gel­mä­ßig.

Wäh­rend ich die Wehen spürte und ver­at­me­te, wan­der­te ich durch das Haus, schau­kel­te und wippte auf meinem Ball oder  stütz­te mich wäh­rend­des­sen auf dem Ess­tisch ab. Da es warme Tage waren, hatten wir zwei Matrat­zen in die Küche gebracht, wo wir einen Decken­ven­ti­la­tor und die Kli­ma­an­la­ge haben um es uns dort im kühlen gemüt­lich zu machen. (Wir leben in Para­gu­ay, wo es an diesen Tagen drau­ßen ca. 35° hatte)

Ich hatte unre­gel­mä­ßi­ge und rela­tiv leich­te Wehen bis 2 Uhr mor­gens, danach legten wir uns zum schla­fen hin und die Wehen began­nen erst wieder am nächs­ten Tag (03.03.22) Vor­mit­tags gegen 9 Uhr. Wir notier­ten wei­ter­hin die Wehen­ab­stän­de bis ca. mit­tags und hörten dann auf, da sie wei­ter­hin unre­gel­mä­ßig kamen und wir es vor­zo­gen uns aus­schließ­lich auf die Geburt selbst und nicht mehr auf die Uhr zu kon­zen­trie­ren.

Im Laufe der gesam­ten Geburts­rei­se ging ich öfters in die Bade­wan­ne, die mir mein Part­ner mit warmem Wasser gefüllt hatte. Dort konnte ich mich sehr gut ent­span­nen und nickte auch gele­gent­lich zwi­schen den Wehen ein. Manch­mal emp­fand ich es in der Wanne wegen dem andau­ern­dem Posi­ti­ons­wech­sel ermü­dend, da ich mich in der Pause hin­setz­te und mich für die Wehe umdreh­te um auf einem Hand­tuch zu knien.

Wei­ter­hin kam immer wieder Frucht­was­ser, nun aller­dings bräun­lich durch Meko­ni­um ver­färbt. Ich tas­te­te gele­gent­lich nach dem Mut­ter­mund und mein Ein­druck war meist dass er ca 4 Finger breit offen stand und ich konnte Babys Köpf­chen dar­über spüren. Mein Ein­druck war, dass der Mut­ter­mund sich nicht weiter öff­ne­te son­dern bei diesen ca 4 Fin­gern stehen blieb, obwohl ich inzwi­schen inten­si­ve­re Wehen bekam, die ich alle bereits ver­tön­te. Und so machte ich mir Gedan­ken dar­über, ob das Köpf­chen viel­leicht nicht rich­tig ein­ge­stellt sein könnte, und daher nicht tiefer treten konnte um dabei den MM zu weiten. Ich suchte in meinem Buch „Allein­ge­burt“ nach den Übun­gen um die Kinds­la­ge zu ver­bes­sern und ver­such­te es ein mal mit Hüfte hoch­le­gen über 3 Wehen. Ich konnte es aus­hal­ten, doch war es mir sehr unan­ge­nehm über 3 Wehen in dieser Unbe­que­men Posi­ti­on zu ver­blei­ben ohne mich nach meinem Gefühl bewe­gen zu können. Nach­dem ich diese Übung ein mal gemacht hatte, beschloss ich ein­fach wei­ter­hin abzu­war­ten und die Wehen­pau­sen im liegen zu ver­brin­gen da ich mich bis dahin schon recht erschöpft fühlte. Ich schlief in den Wehen­pau­sen immer wieder ein und stand auf um in den Vier­füß­ler­stand zu gehen sobald ich merkte dass sich wieder eine Wehe näher­te, da ich sie im liegen nicht mehr gut aus­hal­ten konnte. Nachts hörten die Wehen dann wieder auf, sodass ich über ein­paar Stun­den schla­fen und neue Kraft sam­meln konnte. Über diesen Zeit­raum der Sorgen und Zwei­fel half mein Part­ner mir sehr, da er auch über den Geburts­ab­lauf recher­chier­te und mich mit dem was er mir erzähl­te immer wieder bestä­tig­te dass alles normal und gut ver­lief.

Am nächs­ten Morgen, dem 04.03.22 ver­spür­te ich starke Wehen, die ich meist vor einem Stuhl auf der Matrat­ze kniend mit der Hüfte krei­send oder auf dem Ball krei­send ver­tön­te. Ich merkte immer grö­ße­ren Druck und Schmerz auf meinen unte­ren Rücken und bat daher meinen Part­ner bei jeder Wehe von hinten auf meinen unte­ren Rücken zu drü­cken oder von beiden Seiten die Hüfte mit den Händen zusam­men zu drü­cken, dadurch ver­spür­te ich unter den kräf­ti­gen Wehen große Erleich­te­rung, eben­falls merkte ich dass ich instink­tiv mit press­te wenn die Wehe an ihrem Höhe­punkt war.

Gegen Mittag unge­fähr berei­te­te er mir eine wei­te­re warme Bade­wan­ne vor, die ich dann aber vergaß, da ich von der Geburts­ar­beit so ein­ge­nom­men war sodass er mich regel­recht dazu über­re­den musste hinein zu stei­gen, nach­dem er Nach­mit­tags wei­te­res Heißes Wasser hin­ein­ge­füllt hatte. Die Wehen­ab­stän­de waren nun so kurz, dass ich mich bei­na­he auf nichts ande­res als das kon­zen­trie­ren konnte und sie mich schon auf dem Weg zwi­schen Küche und Bad über­mann­ten. Als ich dann end­lich in der Wanne hockte wurden sie sehr inten­siv, ich brauch­te den Druck auf meine Hüfte unbe­dingt um sie noch aus­hal­ten zu können und hatte Lust wäh­rend­des­sen nach unten mit zu drü­cken. Mein Part­ner Fragte mich ob er die Kamera zum filmen ins Bad holen sollte, doch konnte ich ihn nun nicht mehr weg lassen, da die Wehen nun fast unun­ter­bro­chen da waren. Ich beweg­te mich in die tiefe Hocke par­al­lel zur Bade­wan­ne, damit die Knie nach außen gespreizt sein konn­ten und fühlte nach dem Köpf­chen. Es war nun schon sehr nah am Schei­den­aus­gang zu spüren und kurz davor nach außen zu treten. Mein Part­ner tas­te­te auch danach und konnte das Köpf­chen eben­falls spüren. Gefühlt in der nächs­ten Wehe näher­te sich der Kopf an, sodass man schon die Haare sehen konnte, wir tas­te­ten beide danach und erfühl­ten ihn. Die hef­ti­gen und schmerz­haf­ten Wehen waren damit vor­über und ich fühlte Babys Köpf­chen ganz weit unten in der Schei­de, die sich bren­nend dehnte. Ich war nun ganz still gewor­den und war­te­te gemein­sam mit meinem Part­ner gespannt und voller Vor­freu­de auf die nächs­te Kon­trak­ti­on, die das Köpf­chen durch­tre­ten lassen würde. In der nächs­ten kam der Kopf etwas tiefer und Nahuel meinte eine Stirn zu erken­nen… ich war ungläu­big da dies bedeu­ten würde, dass der Kleine gerade in Stern­gu­cker­la­ge gebo­ren würde. Wir war­te­ten in Stille gespannt weiter, und in der nächs­ten Kon­trak­ti­on glitt sehr lang­sam, sanft und leise der Kopf und der gesam­te Baby­kör­per aus mir heraus in meine Hände im warmen Wasser. Ich bemerk­te dass seine Nabel­schnur um den Hals gewi­ckelt war und befrei­te ihn davon. Ich hielt ihn unter Wasser in meinen Händen, er öff­ne­te die Augen ganz weit und schau­te durch das Wasser nach oben in das Licht. Wir bestaun­ten ihn so eine Weile lang, bis ich ihn schließ­lich aus  dem Wasser hob und ihn auf meine Brust legte und Nahuel ihn mit einem wei­chen Tuch zudeck­te.

 

 

Ich spürte so unend­lich große Erleich­te­rung dar­über es end­lich geschafft zu haben und so tiefe Ent­span­nung und Freude, so rich­tig konnte ich noch nicht begrei­fen was gerade gesche­hen war.

Er war mit viel Käse­schmie­re bedeckt und hatte auf der Nase und auf de Stirn Druck­stel­len, ver­mut­lich wegen der Stern­gu­cker­la­ge. Ganz lang­sam begann der Kleine etwas zu röcheln und zu atmen, wäh­rend die Nabel­schnur inten­siv weiter pochte und die Pla­zen­ta noch in der Gebär­mut­ter ver­blieb. Das Bade­wan­nen­was­ser hatte sich ganz rot ver­färbt.. als es mir zu kühl dort wurde zogen wir ins Bett um, wo er dann zum ersten mal an der Brust nuckel­te.

Mit seinem Nuckeln an der Brust waren auch schon die ersten Nach­we­hen zu spüren, die ich als kräf­tig aber erträg­lich emp­fand. Die Pla­zen­ta war wei­ter­hin in der Gebär­mut­ter fest­ge­wach­sen und die Nabel­schnur hatte über einige wei­te­re Stun­den hinweg einen kräf­ti­gen Puls. Erst nachts unge­fähr um 1 Uhr kam die Pla­zen­ta zur Welt und damit hörte auch das Pochen in der Nabel­schnur auf. Wir waren sehr fas­zi­niert von den Stun­den in denen unser klei­ner aus drei ver­schie­de­nen Quel­len gleich­zei­tig ver­sorgt wurde, der Pla­zen­ta, der Atem­luft und dem Kolos­trum und das über 8 Stun­den nach der Geburt hin­durch!

 

 

 

 

 

 

 

 

Am nächs­ten Tag berei­te­te ich aus einem Stück der Pla­zen­ta und fri­schem Obst einen Smoothie zu, den ich über den Tag ver­teilt zu mir nahm. Nach der Geburt fri­sche Pla­zen­ta zu sich zu nehmen ist sehr för­der­lich für die Hei­lung und Rück­bil­dung der Gebähr­mut­ter und für die Anre­gung und Regu­la­ti­on der Milch­bil­dung.