Als ich im Januar bemerkte, dass ich zum dritten Mal schwanger bin, war für mich klar: Dieses Mal mache ich alles anders. Meine erste Geburt war klassisch, voll mit Untersuchungen und Überwachung. Alles schien gut, doch meine Intuition sagte etwas anderes. Natürlich hatte ich recht, und ich landete im Krankenhaus mit einer Bauchgeburt.
Beim zweiten Mal habe ich mich besser vorbereitet – mental und körperlich. Es war ein Stück weit heilend, dennoch trugen sich verschiedene Ängste im Nacken.
Dieses Mal war für mich klar: Selbst wenn ich eine Hebamme haben sollte, bereite ich mich auf eine Alleingeburt vor. Es war eine freie Schwangerschaft, ohne Kontrolle durch den Arzt. Ich habe meinen Mann darauf vorbereitet, eine Alleingeburt zu machen. Er hatte Ängste, stand aber immer hinter mir und meinen Wünschen.
Wir entschieden uns gemeinsam, eine Backup-Hebamme zu haben, falls wir uns während der Geburt doch gegen eine alleinige Durchführung entscheiden sollten. Die Hebamme unterstützte unser Vorhaben und war mit im Boot.
Meine Geburt kündigte sich schon zwei Wochen vorher an, ähnlich wie bei der zweiten Geburt. Ich nahm die Vorbereitung meines Kindes dankbar an, weil ich wusste, dass das die eigentliche Geburt beschleunigen würde. Ab dem 19.10. kamen tagsüber zu den Kontraktionen noch Unterleib- und Rückenziehen hinzu. In der Nacht war aber immer alles ruhig. Am Tag der Geburt, dem 21.10., Neumond, wusste ich: Heute kommt mein Kind. Ich lag nachts ab 4.20 Uhr wach neben meiner Tochter und hatte sporadisch immer mal wieder Kontraktionen. Um 07.15 Uhr wurde ich unruhig, merkte, dass mein Darm sich entleeren musste. Danach, von jetzt auf gleich, schraubte sich die Intensität der Wehen nach oben. Für mich war klar, alle 3 Minuten in der gleichen Intensität – das bedeutete, dass es nicht mehr lange dauern würde.
Mein Mann machte, während ich am Veratmen war, die zwei großen Kinder fertig. Da bei uns eine Erkältung mit Fieber eingezogen war, brachten wir die Kinder zu den Großeltern. Vor allem unsere Kleinste brauchte viel Aufmerksamkeit. Um 08.45 Uhr waren alle aus dem Haus, mein Mann organisierte Unterstützung durch meine Freundin & Nachbarin.Diese bereitete mir einen Wohlfühlraum vor, entzündete Kerzen, machte Musik an und trommelte ab und an für mich. Mein Mann kümmerte sich darum, dass meine Doula sich auf den Weg macht. Die Wellen nahmen im Viertelstundentakt an Intensität zu. Mit jeder Welle ging ich in die Hocke und schüttelte mein Becken leicht aus.
Als mein Mann zurückkam vom Kinder wegbringen, musste er noch den Hund lüften. Ich meinte nur zu ihm: „Bist du dir sicher, dass du das noch machen willst?“ Ich merkte, es könnte knapp werden. Das war vielleicht 40 Minuten vor der Geburt. Dann klingelte die Doula und war sofort bereit. Mein Mann lief nochmal mit dem Hund, während ich voll im Geburtsprozess war. Meine Freundin brachte mir den Gymnastikball, damit ich mich in den Pausen etwas darüber lehnen konnte. All meine Kräfte wurden gefordert, manchmal hatte ich das Gefühl, die Intensität überrollt mich.
Mit jeder weiteren Wehe drückte meine Doula das Becken etwas zusammen – das war so wohltuend. Als mein Mann 15–20 Minuten später, so gegen 09.15 Uhr, wiederkam, fingen auch schon die effektiven Wehen an.
Ich konnte jetzt aktiv mitwirken und den Weg des kleinen Kindes durch das Becken mitbestimmen. Ich spürte genau, in welche Richtung ich das Becken kippen musste. Um 09.55 Uhr wurde mein kleiner Mann nahezu in einem Zug geboren, im Vierfüßlerstand über dem Ball liegend. Die Doula „fing“ den Kleinen auf und schob ihn sofort unter meinen Beinen zu mir durch. Er atmete sofort, schrie kräftig, und ich hob ihn direkt, völlig überwältigt, zu mir an die Brust.
Zuerst brauchten wir alle etwas Zeit, um anzukommen. Mein Mann rief die Hebamme an.
Die Plazenta ließ sich Zeit, mein Körper brauchte Ruhe nach einer so raschen Geburt.
Die Hebamme war etwa eine Stunde nach der Kindsgeburt vor Ort. Nach ungefähr eineinhalb Stunden wurde auch die Plazenta geboren. Wir haben gemeinsam nochmal die Plazenta auf Vollständigkeit geprüft und danach ein gutes Stück für mich zum Essen herausschneiden lassen. Außerdem haben wir einen Amnionmond und einen Plazenta-Abdruck gemacht, bevor dann nach Verletzungen geschaut wurde. Wir haben zuerst eine DR 2-Verletzung versorgt, bevor die Kinder kamen, und danach wurde nur noch gekuschelt.
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Das Kind wollte so schnell raus, und im Nachhinein denke ich, dass es deshalb so eilig hatte, weil es wohl Stress hatte. Das Fruchtwasser war schon leicht grün, was möglicherweise darauf hingedeutet hat, dass es kurzzeitig stressig gewesen sein könnte. Ich bin froh, dass ich in den Wochen vorher auf meine Intuition gehört – und mich gegen eine Wassergeburt entschieden habe.
Es war eine wunderschöne, intuitive, rohe, wilde und laute Geburt – einfach nur für uns.
