Schon zu Beginn meiner Schwan­ger­schaft war klar: Ich möchte mein Kind nicht im Kran­ken­haus gebä­ren. Das Geburts­haus war leider zu weit ent­fernt, also begab ich mich auf die Suche nach einer Haus­ge­burts­heb­am­me. Gesucht und gefun­den hatte ich die ersten Vor­sor­gen, doch nach und nach stell­te ich so manche Behand­lung infra­ge und begann, mich zu bele­sen. In der 27. SSW war mir klar, ich möchte völlig unge­stört gebä­ren, ohne jeg­li­che Inter­ven­ti­on. Das kom­mu­ni­zier­te ich so meiner Heb­am­me, die davon über­haupt nicht begeis­tert war. Ich stelle ihr Berufs­bild infra­ge und sie müsse min­des­tens mal die Herz­tö­ne kon­trol­lie­ren oder mich gege­be­nen­falls nähen, sagte sie mir. Somit kün­dig­te sie den Ver­trag auch für Vor- und Nach­sor­ge. Womit ich aber voll­kom­men ein­ver­stan­den war. Ich war zum drit­ten Ultra­schall noch­mals bei der Frau­en­ärz­tin und sie beschrieb mir die Lage meiner Vor­der­wand­pla­zen­ta. Zucker­test ver­wei­gert ich. Bei diesem Ultra­schall ver­such­te sie aller­dings, mir Angst zu machen, dass das Kind nicht zeit­ge­recht ent­wi­ckelt und viel zu schmäch­tig sei. Sie emp­fahl eine stren­ge Über­wa­chung und gege­be­nen­falls müsste man es eher holen und zwangs­er­näh­ren. Ich wusste aller­dings, dass es meinem Baby gut ging. Es war aktiv und diese Berech­nun­gen sind zudem sehr unge­nau. Danach setzte ich keinen Fuß mehr in die Praxis. Nun war ich am Ende der Schwan­ger­schaft ganz auf mich allein gestellt, was mich nicht ver­un­si­cher­te, ganz im Gegen­teil. Ich ver­such­te, die Kinds­la­ge zu tasten, was für die Vor­der­wand­pla­zen­ta aber sehr schwer war. Des­halb infor­mier­te ich mich auch gründ­lich zu BEL und übte mich im Ver­trau­en und in der Kör­per­in­tui­ti­on.

Nun aber zum Geburts­be­richt. Der errech­ne­te Geburts­ter­min war der 24.09. Aller­dings hatte ich schon mit dem Gedan­ken gespielt, dass er ein Okto­ber­kind werden möchte. Zum Glück hatte ich nie­man­den, der mir mit einer Ein­lei­tung drohte oder mir Angst machte. Ich ließ es ein­fach auf mich zukom­men. 

8 Tage nach ET löste sich lang­sam der Schleim­pfropf, was sich bis ET + 11 zog. An diesem Morgen wurde ich gegen 5:30 Uhr von meiner ersten Wehe geweckt. Ich blieb still im Bett liegen, weil ich sicher­ge­hen wollte, dass es echte Wehen sind. Gegen 7:30 Uhr erwach­te mein Mann, ich hatte immer noch Wehen im 15-min-Abstand. Nun war ich mir sicher, dass es los­ging. Ich unter­rich­te­te meinen Mann. Er war völlig aus dem Häus­chen. Ich beru­hig­te ihn vor­erst und schick­te ihn noch zur Arbeit. Mein Gefühl sagte mir, es dauert bestimmt bis zum Abend. Nach­dem er unter­wegs war, hatte ich Zeit, noch das Haus zu putzen. Die Wehen waren regel­mä­ßig im Abstand von 15–20 min und fühl­ten sich an wie leich­te Unter­leibs­krämp­fe, gut zu ertra­gen. Ich ging noch etwas spa­zie­ren, danach setzte ich mich auf den Pez­zi­ball. Plötz­lich war mein Hös­chen etwas nass, aber ich schenk­te dem keine wei­te­re Beach­tung. Gegen Nach­mit­tag wurden die Wehen stär­ker, aber mit immer noch ziem­lich langen Pausen. Ich zog mich ins warme Bade­zim­mer zurück. Um 17:00 Uhr kam mein Mann wieder und gesell­te sich zu mir. Wir setzen ins Geburts­zim­mer über. Ich hatte es mir schön gemüt­lich gemacht mit Kerzen und mit meiner Geburts­play­list ließ es sich gut aus­hal­ten. Mein Mann saß im Sessel, ich wech­sel­te zwi­schen Pez­zi­ball und Yoga­mat­te. Nun waren die Abstän­de kürzer. Gegen 21:00 Uhr wollte ich in die Wanne, was mir aller­dings gar nicht zusag­te. Nach drei Wehen war ich schnell wieder raus. Mit der Zeit wurden die Wehen auch immer hef­ti­ger. Ich begann zu tönen. Das Kind spürte ich immer wieder, das gab mir Gewiss­heit, dass alles gut war. Ich hatte das Gefühl, er schob sich nach unten. In den Wehen­pau­sen ver­such­te ich, die Posi­ti­on zu wech­seln. Damit er sich rich­tig ein­stel­len konnte. Um 23:00 Uhr ging es mir rich­tig schlecht, ich hatte das Gefühl, mich über­ge­ben zu müssen, gleich­zei­tig waren die Wehen unglaub­lich stark und ich kniete mich auf ein großes Kissen. Mit den nächs­ten Wehen dachte ich, es geht zu Ende, ich konnte das nicht mehr. Mein Mann wusste, dass dieser Zeit­punkt kommen würde. Er bestärk­te mich und redete mir gut zu. Ich ver­such­te, zu fühlen, wie weit ich war, bezie­hungs­wei­se ob ich schon das Köpf­chen spüren könnte, doch ich fühlte nur etwas Glat­tes, was ich nicht iden­ti­fi­zie­ren konnte. Mit den nächs­ten Wehen kam das starke Gefühl auf, pres­sen zu müssen. Meine Hände auf den Boden stüt­zend, saß ich auf meinen Fersen kniend und press­te mit voller Kraft. Hätte ich zwar nie gedacht, aber ich wurde auch ziem­lich laut. Das wie­der­hol­te sich bestimmt 20 Mal. Ins­ge­samt dau­er­te die Press­pha­se 2 Stun­den. Dann end­lich hatte ich das Gefühl, etwas zwi­schen meinen Beinen zu haben. Es war das Köpf­chen kurz vorm Aus­tre­ten. Ich schob mit der nächs­ten Wehe mit und raus war der Kopf. Ich wollte nicht mehr warten, press­te noch einmal und da war der kleine Mann. Um 01:00 Uhr war er gebo­ren. 

Ich konnte mein Glück kaum fassen.

Wir woll­ten auf die Pla­zen­ta warten, bevor wir abna­bel­ten, doch die Nabel­schnur war extrem kurz, ich konnte ihn kaum hoch­he­ben. Da ich extrem zu zit­tern begann, trenn­te mein Mann sie nach eini­gen Minu­ten ab. Ich legte ihn an die Brust und nach zwei Nach­we­hen kam auch schon die Pla­zen­ta. Ich ver­kos­te­te sofort ein Stück, damit es zu keinen star­ken Nach­blu­tun­gen kam. Meine Geburts­ver­let­zun­gen hiel­ten sich in Gren­zen: ein klei­ner Riss im Damm­be­reich, der gut ver­heil­te. 

Es war eine wun­der­schö­ne Geburt und ich würde alles so wieder machen, bis auf die Tren­nung der Nabel­schnur. Heute weiß ich, wie wich­tig es ist, zu warten und dass mein Kind nicht zwin­gend sofort an die Brust muss, son­dern der Haut-zu-Haut-Kon­takt auch im Unter­bauch­be­reich voll­kom­men aus­reicht. 

Ich bin froh, mich für die Allein­ge­burt ent­schie­den zu haben. Auch wenn ich dazu sagen muss, dass es eine sehr schmerz­haf­te Geburt war. Ich kann nicht behaup­ten, dass es bei mir, wie so oft in der Insta­gram-Welt dar­ge­stellt, völlig schmerz­frei und laut­los war. Ganz im Gegen­teil. Am nächs­ten Morgen war ich heiser, weil ich so laut war. Zudem war für mich von vorn­her­ein klar: Der Schmerz gehört in wel­cher Form auch immer irgend­wie dazu. Des­halb bin ich jetzt auch nicht abge­schreckt. 

Ich glaube, viele Frauen setzen ihre Erwar­tun­gen auch zu hoch. Es gibt bestimmt die schmerz­freie Geburt, doch die Mehr­heit hat doch Schmer­zen und das darf man nicht ver­teu­feln. Der Geburts­schmerz ist ein sehr schö­ner Schmerz und macht auch viel mit unse­ren Emo­tio­nen. 

Dieses Gefühl, das Danach, ist unbe­schreib­lich, es end­lich geschafft zu haben. 

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass mein Klei­ner mit 3800g zur Welt kam und kei­nes­falls zu schmäch­tig war. Also, diese Ultra­schall­un­ter­su­chung war völlig für die Katz. Auch die Über­wa­chung der Herz­tö­ne unter der Geburt emp­fin­de ich als nicht not­wen­dig. Ich habe ein­fach auf seine Impul­se geach­tet und wusste, es geht ihm gut. 

Liebe Grüße Anna