Katrins geplante Alleingeburt an Land
Schon zu Beginn meiner Schwangerschaft war klar: Ich möchte mein Kind nicht im Krankenhaus gebären. Das Geburtshaus war leider zu weit entfernt, also begab ich mich auf die Suche nach einer Hausgeburtshebamme. Gesucht und gefunden hatte ich die ersten Vorsorgen, doch nach und nach stellte ich so manche Behandlung infrage und begann, mich zu belesen. In der 27. SSW war mir klar, ich möchte völlig ungestört gebären, ohne jegliche Intervention. Das kommunizierte ich so meiner Hebamme, die davon überhaupt nicht begeistert war. Ich stelle ihr Berufsbild infrage und sie müsse mindestens mal die Herztöne kontrollieren oder mich gegebenenfalls nähen, sagte sie mir. Somit kündigte sie den Vertrag auch für Vor- und Nachsorge. Womit ich aber vollkommen einverstanden war. Ich war zum dritten Ultraschall nochmals bei der Frauenärztin und sie beschrieb mir die Lage meiner Vorderwandplazenta. Zuckertest verweigert ich. Bei diesem Ultraschall versuchte sie allerdings, mir Angst zu machen, dass das Kind nicht zeitgerecht entwickelt und viel zu schmächtig sei. Sie empfahl eine strenge Überwachung und gegebenenfalls müsste man es eher holen und zwangsernähren. Ich wusste allerdings, dass es meinem Baby gut ging. Es war aktiv und diese Berechnungen sind zudem sehr ungenau. Danach setzte ich keinen Fuß mehr in die Praxis. Nun war ich am Ende der Schwangerschaft ganz auf mich allein gestellt, was mich nicht verunsicherte, ganz im Gegenteil. Ich versuchte, die Kindslage zu tasten, was für die Vorderwandplazenta aber sehr schwer war. Deshalb informierte ich mich auch gründlich zu BEL und übte mich im Vertrauen und in der Körperintuition.
Nun aber zum Geburtsbericht. Der errechnete Geburtstermin war der 24.09. Allerdings hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt, dass er ein Oktoberkind werden möchte. Zum Glück hatte ich niemanden, der mir mit einer Einleitung drohte oder mir Angst machte. Ich ließ es einfach auf mich zukommen.
8 Tage nach ET löste sich langsam der Schleimpfropf, was sich bis ET + 11 zog. An diesem Morgen wurde ich gegen 5:30 Uhr von meiner ersten Wehe geweckt. Ich blieb still im Bett liegen, weil ich sichergehen wollte, dass es echte Wehen sind. Gegen 7:30 Uhr erwachte mein Mann, ich hatte immer noch Wehen im 15-min-Abstand. Nun war ich mir sicher, dass es losging. Ich unterrichtete meinen Mann. Er war völlig aus dem Häuschen. Ich beruhigte ihn vorerst und schickte ihn noch zur Arbeit. Mein Gefühl sagte mir, es dauert bestimmt bis zum Abend. Nachdem er unterwegs war, hatte ich Zeit, noch das Haus zu putzen. Die Wehen waren regelmäßig im Abstand von 15–20 min und fühlten sich an wie leichte Unterleibskrämpfe, gut zu ertragen. Ich ging noch etwas spazieren, danach setzte ich mich auf den Pezziball. Plötzlich war mein Höschen etwas nass, aber ich schenkte dem keine weitere Beachtung. Gegen Nachmittag wurden die Wehen stärker, aber mit immer noch ziemlich langen Pausen. Ich zog mich ins warme Badezimmer zurück. Um 17:00 Uhr kam mein Mann wieder und gesellte sich zu mir. Wir setzen ins Geburtszimmer über. Ich hatte es mir schön gemütlich gemacht mit Kerzen und mit meiner Geburtsplaylist ließ es sich gut aushalten. Mein Mann saß im Sessel, ich wechselte zwischen Pezziball und Yogamatte. Nun waren die Abstände kürzer. Gegen 21:00 Uhr wollte ich in die Wanne, was mir allerdings gar nicht zusagte. Nach drei Wehen war ich schnell wieder raus. Mit der Zeit wurden die Wehen auch immer heftiger. Ich begann zu tönen. Das Kind spürte ich immer wieder, das gab mir Gewissheit, dass alles gut war. Ich hatte das Gefühl, er schob sich nach unten. In den Wehenpausen versuchte ich, die Position zu wechseln. Damit er sich richtig einstellen konnte. Um 23:00 Uhr ging es mir richtig schlecht, ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen, gleichzeitig waren die Wehen unglaublich stark und ich kniete mich auf ein großes Kissen. Mit den nächsten Wehen dachte ich, es geht zu Ende, ich konnte das nicht mehr. Mein Mann wusste, dass dieser Zeitpunkt kommen würde. Er bestärkte mich und redete mir gut zu. Ich versuchte, zu fühlen, wie weit ich war, beziehungsweise ob ich schon das Köpfchen spüren könnte, doch ich fühlte nur etwas Glattes, was ich nicht identifizieren konnte. Mit den nächsten Wehen kam das starke Gefühl auf, pressen zu müssen. Meine Hände auf den Boden stützend, saß ich auf meinen Fersen kniend und presste mit voller Kraft. Hätte ich zwar nie gedacht, aber ich wurde auch ziemlich laut. Das wiederholte sich bestimmt 20 Mal. Insgesamt dauerte die Pressphase 2 Stunden. Dann endlich hatte ich das Gefühl, etwas zwischen meinen Beinen zu haben. Es war das Köpfchen kurz vorm Austreten. Ich schob mit der nächsten Wehe mit und raus war der Kopf. Ich wollte nicht mehr warten, presste noch einmal und da war der kleine Mann. Um 01:00 Uhr war er geboren.
Ich konnte mein Glück kaum fassen.
Wir wollten auf die Plazenta warten, bevor wir abnabelten, doch die Nabelschnur war extrem kurz, ich konnte ihn kaum hochheben. Da ich extrem zu zittern begann, trennte mein Mann sie nach einigen Minuten ab. Ich legte ihn an die Brust und nach zwei Nachwehen kam auch schon die Plazenta. Ich verkostete sofort ein Stück, damit es zu keinen starken Nachblutungen kam. Meine Geburtsverletzungen hielten sich in Grenzen: ein kleiner Riss im Dammbereich, der gut verheilte.
Es war eine wunderschöne Geburt und ich würde alles so wieder machen, bis auf die Trennung der Nabelschnur. Heute weiß ich, wie wichtig es ist, zu warten und dass mein Kind nicht zwingend sofort an die Brust muss, sondern der Haut-zu-Haut-Kontakt auch im Unterbauchbereich vollkommen ausreicht.
Ich bin froh, mich für die Alleingeburt entschieden zu haben. Auch wenn ich dazu sagen muss, dass es eine sehr schmerzhafte Geburt war. Ich kann nicht behaupten, dass es bei mir, wie so oft in der Instagram-Welt dargestellt, völlig schmerzfrei und lautlos war. Ganz im Gegenteil. Am nächsten Morgen war ich heiser, weil ich so laut war. Zudem war für mich von vornherein klar: Der Schmerz gehört in welcher Form auch immer irgendwie dazu. Deshalb bin ich jetzt auch nicht abgeschreckt.
Ich glaube, viele Frauen setzen ihre Erwartungen auch zu hoch. Es gibt bestimmt die schmerzfreie Geburt, doch die Mehrheit hat doch Schmerzen und das darf man nicht verteufeln. Der Geburtsschmerz ist ein sehr schöner Schmerz und macht auch viel mit unseren Emotionen.
Dieses Gefühl, das Danach, ist unbeschreiblich, es endlich geschafft zu haben.
Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass mein Kleiner mit 3800g zur Welt kam und keinesfalls zu schmächtig war. Also, diese Ultraschalluntersuchung war völlig für die Katz. Auch die Überwachung der Herztöne unter der Geburt empfinde ich als nicht notwendig. Ich habe einfach auf seine Impulse geachtet und wusste, es geht ihm gut.
Liebe Grüße Anna